Pulteney

Herkunft: UK (Schottland)/ Northern Highlands

Bis zur Eröffnung der Wolfburn Brennerei im Jahr 2013 war die Pulteney Destillerie die nördlichste Brennerei des schottischen Festlandes. Sie liegt im Nordosten der Highlands in der Hafenstadt Wick, dem Hauptort der Grafschaft Caithness. Der Stadtteil Wicks, in dem die Pulteney Destillerie heute steht, nennt sich Pulteney(town) und war bis 1902 ein eigenständiger Ort. Entstanden ist er im Zuge des Fischerei-Booms Anfang des 19. Jahrhunderts, als die großen Heringsschwärme von W... ... >> weiterlesen


Pulteney

Bis zur Eröffnung der Wolfburn Brennerei im Jahr 2013 war die Pulteney Destillerie die nördlichste Brennerei des schottischen Festlandes. Sie liegt im Nordosten der Highlands in der Hafenstadt Wick, dem Hauptort der Grafschaft Caithness. Der Stadtteil Wicks, in dem die Pulteney Destillerie heute steht, nennt sich Pulteney(town) und war bis 1902 ein eigenständiger Ort. Entstanden ist er im Zuge des Fischerei-Booms Anfang des 19. Jahrhunderts, als die großen Heringsschwärme von Westen an die Ostküste Schottlands zogen: Wick entwickelte sich in Folge des Heringszuges zu einer geschäftigen Hafenstadt und wuchs zum Handelszentrum von Caithness. Zu dieser Zeit gab der damaligen Direktor der britischen Fischerei-Gesellschaft, Sir William Johnstone Pulteney, schottischer Anwalt und Landbesitzer, dem schottischen Steinmetz und Ingenieur Thomas Telford den Auftrag, in unmittelbarer Nähe von Wick den zu seiner Zeit größten Heringsfischerei-Hafen der Welt zu entwerfen. Der um diesen Hafen wachsende Ort (die Straßen zunächst alle nach Freunden Thomas Telfords benannt) wurde Pulteneytown getauft und bot damals einer Vielzahl durch die sog. „Highland Clearances“ von ihrem Land vertriebener Schotten eine neue Heimat. In den darauffolgenden Jahren lebte und wirkte darüber hinaus der Ingenieur Thomas Stevenson, Vater des berühmten Robert Louis Stevenson in Pulteneytown.
1826 gründete James Henderson dort die Brennerei Pulteney, die bis 1920 tatsächlich in Familienbesitz blieb. 1922 sahen sich die Behörden und Kirchenvertreter der Stadt durch die ausufernden Entwicklungen im Zusammenhang mit dem Herings-Boom gezwungen, ein Alkoholverbot für die Region auszusprechen. Somit lag die Pulteney Destillerie bis 1947 in einer „trockenen“ Stadt. 1920 verkauften die Hendersons Pulteney an die „James Watson & Co. Ltd.“ aus Dundee, und bereits ein Jahr später ging die Brennerei an „John Dewar's & Sons Ltd.“, die wiederum bereits kurze Zeit später, 1925, von der „Distillers‘ Co. Ltd.“, DCL übernommen wurde. 1930 dann schloss man die Brennerei wegen sinkender Whisky-Verkaufszahlen v.a. aufgrund des anhaltenden Alkoholverbotes in Wick für zwei Jahrzehnte, und erst 1951 kam nach dem Erwerb Pulteneys durch Robert Cumming, Anwalt aus Banff in der Speyside und Besitzer der Balblair Destillerie, wieder Leben in die Brennerei.
1955 ging Pulteney dann an den schottischen Teil des kanadischen Konzerns „Hiram Walker Gooderham & Sons“ die „Hiram Walker & Sons“, die Pulteny 1958 renovieren ließen und ein Jahr später die Tennenmälzerei stillegten. 1961 dann gingen „Hiram Walker & Sons“ an die „Allied Breweries“, die sich nach dem Beitritt des Lebensmittel- und Catering-Unternehmens „J. Lyons & Co.“ zu „Allied Lyons“, und nach der Fusion mit der spanischen „Pedro Domecq S.A.“ 1994 zu „Allied Domecq“ weiterentwickelten. 1995 kauften schließlich die „Inver House Distillers“ Pulteney aus dem Portfolio „Allied Domecqs“. Die „Inver House Distillers“ waren es auch, die dem Single Malt Boom folgend die erste Single Malt Originalabfüllung herausbrachten, einen zwölfjährigen Old Pulteney, gefolgt von einem 17- und einem 21-jährigen Single Malt, Letzterer wurde von Jim Murray 2012 in dessen „Whisky Bible“ zum „Whisky des Jahres“ gekürt. Seit 2001 gehörten die „Inver House Distillers“ zu „Pacific Spirits UK“, die wiederum seit 2006 zum internationalen Spirituosen-Großkonzern „International Beverage Holdings“ gehören.
Die Pulteney Destillerie besitzt heute zwei Brennblasen (die Rohbrandblase mit 15.000 L und die Feinbrandblase mit 13.500 L Kapazität), Beide mit einem sog. „Lyne Arm“, worüber das Destillat in den Kondensator gelangt (hier eine „Worm Tub“ aus Edelstahl) einen gusseisernen Maischbottich und sechs gusseiserne, mit Edelstahl ausgekleidete Gärbottiche. Die gemälzte und gänzlich ungetorfte Gerste bezieht man von den „Robert Kilgour Maltings“ aus Kirkcaldy, das Wasser stammt aus dem knapp vier Kilometer südwestlich gelegenen Loch Hempriggs und gelangt über einen von Thomas Telford erbauten Mühlkanal zur Brennerei. Vor Ort gelagert werden können in insgesamt fünf Lagerhäusern (zwei davon modern mit Regalen ausgestattet, Drei sind traditionelle Dunnage Warehouses) auf dem Gelände Pulteneys etwa 30.000 (zumeist ehemalige Bourbon-) Fässer. Das Meiste des gebrannten Whiskies floss lange Zeit in Blended Whiskies, hier sei v.a. der „Ballantine’s“ erwähnt.
Das heutige Portfolio Pulteneys teilt sich auf in vier Bereiche, das Kernsortiment, die limitierten Abfüllungen, Abfüllungen für den Reisehandel und Likör. Das Kernsortiment umfasst einen zwölfjährigen (40 Vol%), einen 17- und einen 21-jährigen Old Pulteney (jeweils 46 Vol%), unter den limitierten Abfüllungen finden sich aktuell (Juni 2017) der „Old Pulteney Navigator“ (46 Vol%), der „Old Pulteney 35 Year Old 2nd Edition“ (42,5 Vol%) als Nachfolger der 2014 erschienenen und inzwischen vergriffenen ersten Edition, der „Old Pulteney 1990 Vintage“ (46 Vol%), dessen Whisky in ehemaligen Bourbon- und ehemaligen Sherry-Fässern lagerte, die vormals stark getorften Whisky enthalten hatten, der „Old Pulteney Flotilla 2005“ (46 Vol%) und der „Old Pulteney Clipper Commemorative Edition“ (46 Vol%) auf 16 200 Flaschen weltweit limitiert.
Unter den Abfüllungen für den Reisehandel finden sich die drei, nach bedeutsamen Leuchttürmen der Umgebung Pulteneys benannten „Old Pulteney Noss Head“, „Old Pulteney Duncansby Head“ und „Old Pulteney Dunnet Head“, jeweils mit 46 Vol% Alkoholgehalt.
Den Abschluss bildet der Nachfolger des klassischen Whisky-Likörs von Pulteney, der „Old Pulteney Stroma“ Whisky-Likör (35 Vol%), benannt nach einer nahegelegenen Halbinsel der Küste von Caithness bezieht sich der Name ebenso auf die zahlreichen, nicht ungefährlich-starken Meeresströmungen um Wick wie beispielsweise den Swilkie Whirlpool, den gefährlichsten Meeresstrudel im Pentland Firth.