Interessiert man sich für Whisky bzw. Whiskey (so die Schreibweise in den USA und Irland), dann wird man schnell verschiedene Bezeichnungen für Spirituosen verschiedener Länder finden. Die wichtigsten Sorten sind dabei der Scotch, also Whisky aus Schottland, und Bourbon, der amerikanische Whiskey. Daneben gibt es natürlich auch noch Bezeichnungen wie einen Irish für irischen Whiskey, der Canadian für einen Whiskey aus Kanada etc. doch sind diese nicht in der Masse vertreten wie die vielen verschiedenen Hersteller von Scotch und Bourbon auf dem Markt.

Als Neueinsteiger in die Themenwelt Whisky, aber auch als jemand, der vielleicht schon länger eher Richtung Bourbon oder Scotch erkundet, ist der Unterschied zwischen diesen beiden Whiskysorten eventuell nicht klar. Allerdings gibt es sieben wirklich große Unterschiede zwischen den beiden, die man kennen sollte.

Unterschied 1: Die unterschiedliche Herkunft von Scotch und Bourbon

Wie bereits angedeutet, kommt ein Scotch dem Namen nach aus Schottland und ein Bourbon aus den USA. Diese Zuschreibung ist nicht nur ein klarer Hinweis für die jeweilige Herkunft, sondern handelt es sich bei beiden Bezeichnungen auch um geschützte Begriffe, unter deren Label der Whisky bzw. Whiskey verkauft werden darf. Einen Whisky aus Deutschland oder Japan darf man zum Beispiel trotz eventuell ähnlicher Herstellungs- und Lagerungsverfahren nicht Bourbon oder Scotch nennen. Damit ist auch klar, dass jeder Bourbon aus den USA und jeder Scotch aus Schottland kommen muss. Alles andere wäre Betrug.

Das besondere an beiden Arten, egal ob nun Scotch oder Bourbon ist aber, dass der Name allein die Herkunft bezeichnet. Am Namen selbst lassen sich die spezifischen und verschiedenen Unterarten der Spirituosen nicht festmachen. Denn nicht jeder Scotch gleicht dem anderen und nicht jeder Bourbon wird auf die gleiche Art hergestellt wie alle anderen. Stattdessen gibt es verschiedene Aromen durch die Nutzung von unterschiedlichem Malz bzw. Getreide, sowie durch unterschiedliche Lagerarten durch Fässer und deren Lagerzeiten. 

In den USA kann der Bourbon zudem noch spezifischer beschrieben werden. Viele kennen sicherlich auch die Bezeichnung des Kentucky Straight Bourbon, der den Anschein erweckt, als ob ein Bourbon immer aus dem Bundesstaat Kentucky stammen muss. Das ist aber nicht der Fall. Zwar haben sich die großen Destillerien überwiegend in Kentucky gegründet und werden auch heute noch dort betrieben, doch kann ein Bourbon auch aus allen anderen Landesteilen stammen, sofern er nach vorgegebenen Richtlinien hergestellt wird. Der Kentucky Straight Bourbon wiederum muss zwingend aus Kentucky kommen. Zum Beispiel ist ein Maker’s Mark Kentucky Straight Bourbon oder der Bulleit 10 ein solcher. Jeder Whiskey mit der alleinigen Bezeichnung Bourbon kann auch aus einem anderen Bundesstaat stammen.

Unterschied 2: Unterschiedliches Getreide für Scotch und Bourbon

Ein Whisk(e)y wird in seinem Geschmack durch verschiedene Zutaten und Lagerarten beeinflusst. Zu Beginn steht allerdings immer das notwendige Getreide, um überhaupt eine Spirituose destillieren zu können. Traditionell werden in den USA und in Schottland unterschiedliche Getreidesorten genutzt. Das hat einen simplen Grund: denn für gewöhnlich brannte man den Whisky aus dem Getreide, das vor Ort vorhanden war. In Schottland konnte das entweder gemalzte Gerste sein, deren Produkt dann als Malt Whisky bezeichnet wird, oder aber ein Grain Whisky, der aus verschiedenen Getreidesorten gebrannt sein kann, in der Regel Weizen, Mais oder Roggen. Generell kennt man auch den Single Malt Whisky, der nur aus gemälzter Gerste hergestellt wird.

Beim Bourbon waren die Voraussetzungen in den USA wiederum andere, da man dort vor allem Mais als Grundlage vorgefunden hat. Deshalb muss ein Bourbon Whiskey auch heute noch zu mindestens 51 Prozent aus Mais bestehen. Man spricht in den USA bei der Getreidemischung immer von der Mash Bill. Diese kann ganz unterschiedlich aussehen, der Mindestanteil an Mais ist aber nicht verhandelbar. Zusätzlich können noch Roggen, Weizen oder Gerste verwendet werden. Wird ein Bourbon mit hohem Roggenanteil hergestellt, spricht man auch vom Rye Bourbon. Solche Ryes sind in ihrem Aroma deutlich würziger als ein normaler Bourbon. Bekannte Beispiele sind ein Wild Turkey 101 oder der Jack Daniel’s Rye

Unterschied 3: Das unterschiedliche Herstellungsverfahren

Ein dritter Unterschied besteht im wesentlichen Herstellungsverfahren von Scotch und Bourbon. Allein die Brennmethode unterscheidet sich. Ein Scotch wird zweifach gebrannt, wobei zwei verschiedene Brennblasen zum Einsatz kommen. Uunächst eine Wash Still und dann eine Spirit Still. Wiederum kann man die Herstellung von Malt und Grain Whiskys unterscheiden, da der Grain Whisky in Column Stills gebrannt wird, wohingegen ein Malt Whisky in Pot Stills aus Kupfer gebrannt wird.

Ein Bourbon wird ebenso in Column Stills gebrannt. Nur sehr selten werden Pot Stills benutzt, was eher ein Grund ist, sich von der Konkurrenz abzuheben als eine gängige Methode.

Bei der Herstellung gibt es auch verschiedene Regelungen, die die Zusatzstoffe betreffen. Der ein oder die andere kennt vielleicht sehr dunkle Whiskys. Diese Färbung kommt nicht automatisch von der entsprechenden Fasslagerung, sondern wird durch den geschmacksneutralen Farbstoff Zuckerkulör (E150) erreicht. Ansonsten darf einem Scotch kein weiterer Zusatzstoff hinzugefügt werden. Selbstverständlich sind aber deshalb nicht alle Scotch Whiskys mit Zuckerkulör versehen. Es gibt auch sehr viele Whiskys, bei denen darauf verzichtet wird.

Ein Bourbon darf im Vergleich zu einem Scotch wiederum keinerlei Zusatzstoffe enthalten, was auch die Einfärbung durch Zuckerkulör ausschließt. Stattdessen ist jeder Straight Bourbon frei von Zusatzstoffen.

Unterschied 4: Der große Unterschied der Fasslagerung

Zunächst gibt es bei der Beschaffenheit der Fässer, in denen Scotch Whisky und Bourbon Whiskey reifen, gar keine Unterschiede. Denn bei beiden handelt es sich um Eichenfässern. Allerdings gibt es einen großen Unterschied dabei, inwiefern es eine vorige Nutzung des Fasses gab.

Ein Scotch wird in aller Regel in einem Fass gelagert, das zuvor bereits einmal mit einer anderen Spirituose befüllt war. Sehr häufig kommen dabei interessanterweise amerikanische Bourbonfässer zum Einsatz. In der Regel handelt es sich um Barrels, was die Fassgröße angibt, welche dann ein wenig vergrößert werden und diese dann den Namen Hogshead tragen. Der Scotch, welcher in Ex-Bourbonfässern lagert, gewinnt meist eine würzige Süße, die mit Vanille- und Honigaromen umfangen wird. 

Ein Scotch lagert teilweise in unterschiedlichen Fässern, um ein unterschiedliches Finish zu erreichen. Er kann aber auch von Beginn an in einem Fass gelagert werden, das vorher mit Portwein, Wein oder Sherry gefüllt war. Auch ehemalige Rumfässer sind mittlerweile häufiger im Einsatz. Auf diese Art gewinnt ein Scotch über die Fassreifung an ganz verschiedenen Einflüssen und Aromen, welche die starke Vielfalt von Scotch Whiskys repräsentieren. Natürlich unterscheiden sich auch die Maische und das Herstellungsverfahren, doch liefern Scotch Whiskys eine Vielfalt von der Speyside zu den Highlands und Lowlands zu den Insel und zu Islay Whiskys

Während ein Scotch oft im Ex-Bourbonfass lagert, lagert ein Bourbon immer ausschließlich in neuen frischen Eichenfässern. Ein Experimentieren ist hier nicht gestattet, da es sich sonst nicht mehr um einen Bourbon handeln darf. Die Fässer werden vor ihrer Befüllung ausgebrannt, um weitere Aromen für das Fass freizulegen. Häufig werden dabei Vanille- und auch Karamellnoten offengelegt, die sind auf den Bourbon und seinen Geschmack auswirken. Man nutzt zur Lagerung von Bourbon in der Regel die American Standard Barrels mit einem Fassvolumen von 200 Litern. Genau diese Fässer sind es, die später für die Lagerung von Scotch genutzt werden.

Unterschied 5: Reifezeiten von Scotch und Bourbon als fünfter Unterschied

Ein weiterer wichtiger Unterschied zwischen diesen beiden Sorten von Whisk(e)y besteht in den Reifezeiten, die die gebrannten Spirituosen im Fass verbringen. Generell darf man in der EU eine Spirituose nur Whisky nennen, wenn diese mindestens drei Jahre in einem Eichenfass gereift ist. Das gilt somit natürlich auch für Scotch, obwohl der Brexit Schottland aus dem Regelbereich der EU geführt hat. Ein Scotch darf sich also nach drei Jahren der Reifung Whisky nennen und es gibt dann häufig sogenannte NAS-Whiskys (no age statement), welche ohne eine Angabe einer Reifezeit auf der Flasche verkauft werden. Damit ist ein solcher Whisky mindestens drei Jahre gereift, kann aber auch bedeutend länger im Fass gelegen haben. Umso länger ein Whisky allerdings gereift wurde, desto eher wird das auf der Flasche notiert sein, da dies auch ein Qualitätssignal darstellen kann.

Bei einem Bourbon ist das mit der Reifezeit alles ein wenig anders. Ein Straight Bourbon muss mindestens zwei Jahre in einem frischen ausgebrannten Eichenfass lagern. Reift dieser dann weniger als vier Jahre, muss das auf dem Flaschenlabel vermerkt werden. Kommt der Bourbon ohne eine Altersangabe aus, so kann man von einer Mindestreifezeit von vier Jahren ausgehen, da dann keinerlei Bezeichnung mehr getroffen werden kann. Es gibt allerdings auch verschiedene Bourbons, die mit einer klaren Altersangabe verkauft werden. Das hat dann vor allem wieder den Grund, dass man anzeigen will, wie lange der Bourbon wirklich gereift ist, um daraus eine höhere Qualität zu signalisieren.

Unterschied 6: Der klimatische Einfluss bei der Lagerung in Schottland und den USA

Bei der jahrelangen Fassreifung sind die Lagerbedingungen ein wesentlicher Bestandteil für das Gelingen eines wirklich vielfältigen und geschmacksintensiven Whisky(e)s. Da die Warehouses, in denen die Fässer lagern, natürlich unterschiedlich gebaut sein können und an unterschiedlichen Orten liegen, ist der klimatische Einfluss bei der Fassreifung nicht zu vernachlässigen.

Während es in Schottland kühl und feuchter zugeht, kommt es aber generell zu geringeren Temperaturschwankungen im Jahresverlauf. Damit kann der Scotch optimal reifen, da es keine so starke Ausdehnung bzw. ein Zusammenziehen des Destillats durch sehr heiße oder sehr kalte Temperaturen gibt. Weil die klimatischen Bedingungen in Schottland so gleichbleibend sind, kann der Whisky konstanter reifen, was gleichzeitig aber auch eine langsamere Reifung verspricht. Deshalb findet sich bei einem schottischen Whisky viel eher eine lange Reifezeit, bei der zehn oder zwölf Jahre teils Standard sind und besondere Whiskys dann auch 18 oder 25 Jahre im Fass bleiben.

Das Klima in Kentucky ist wiederum ein ganz anderes, was die Herstellung von Bourbon im Vergleich zum Scotch auch anders beeinflusst. Während es im Sommer sehr heiß und trocken ist, kann es im Winter eisige Schneekälte in Kentucky geben. Dadurch kommt es zu dem Ausdehnen und Zusammenziehen des Destillats im Fass, was für eine schnellere Reifung sorgt. Die frischen Fässer geben dann gleichzeitig deutlich stärkere Aromen ab, weswegen ein Bourbon nach vier bis meist maximal zehn Jahren abgefüllt wird. Ansonsten würde das Fass zu sehr über die Aromatik bestimmen.

Klimatische Bedingungen und der Verlust des Alkoholgehalts

Viele haben sicher schon einmal vom Angel’s Share gehört. Dieses Phänomen begleitet die Herstellung von jedem Whisky, egal wo diese stattfindet. Letztlich bedeutet das, dass bei der Fassreifung ein gewisser Anteil am Alkoholgehalt verdunstet. Während das Klima in Schottland hier weniger Einfluss hat und es zu einem Verlust von rund ein bis zwei Volumenprozent Alkohol kommt, sind die Bedingungen in den USA andere. Durch den heißen Sommer verdunstet allerdings oft Wasser und nicht der Alkohol, wodurch ein Bourbon in seinem Alkoholgehalt eher konstant bleibt bzw. durch das verdunstende Wasser und damit verschobene Verhältnis von Alkohol zu Wasser sogar noch an Alkoholgehalt gewinnt.

Unterschied 7: Der größte und letzte Unterschied ist der Geschmack

Alle genannten Unterschiede bereiten bereits auf das vor, was man sich längst denken kann – ein Scotch und ein Bourbon unterscheiden sich geschmacklich stark voneinander. 

Ein Scotch kann aufgrund der unterschiedlichen Zutaten vom Single Malt bis zum Grain und seinen unterschiedlichen Brennblasen bereits verschiedene Aromen aufweisen. Durch die Reifung in den unterschiedlichsten Fässern wird diese Aromenvielfalt noch bedeutend verstärkt. Experten sprechen davon, dass circa Dreiviertel des Geschmacks durch die Fassreifung entstehen. Da diese so unterschiedlich ist, ist selbst ein Whisky mit dem gleichen getorften Malz im Geschmack ganz anders, wenn verschiedene Fässer zum Einsatz kommen. 

Die Aromenvielfalt sorgt in Schottland für ganze Regionen mit unterschiedlichen Geschmacksprofilen: Whiskys der Insel Islay sind rauchig, diejenigen der Speyside eher mild, während es in den Highlands zu würzigen und den Lowlands zu sanften und süßeren Whiskys kommt. Das bedeutet aber noch längst nicht, dass das nicht auch umgekehrt sein kann. Ein Bourbon hingegen ist natürlich ebenso unterschiedlich in seinem Aromenprofil, sofern dieser unterschiedlich lang reift und natürlich aus unterschiedlichen Brennereien kommt. Allerdings gibt es hierbei weniger Vielfalt als bei den schottischen Varianten. Generell weist ein Bourbon häufig würzig-süße Noten von Karamell und Vanille, aber auch von Eiche auf. Auch hier spielt die Fassreifung eine wesentliche Rolle, wobei die Getreidemischung einen größeren Geschmacksanteil hat als beim Scotch. Denn die Mindestzuschreibung von 51 Prozent Mais sorgt dafür, dass hier ein großer Unterschied in der Rezeptur herrschen kann. Allein durch den Ausgleich von Mais, Roggen, Gerste oder Weizen sorgt dafür, dass hier ganz verschiedene Charaktere entstehen. Wiederum findet man unter den Bourbons keine solchen Raucharomen, wie man sie zum Beispiel bei den klassischen Islay Whiskys wie einem Lagavulin oder einem Laprhoaig finden kann.