Geschichtlicher Hintergrund

Schaut man in die Geschichte des Whisky-Trinkens, begegnet man rasch dem „Quaich“ oder „Quaigh“ oder „Quoich“. Alle drei Worte stammen ab von der gälischen Bezeichnung für „Becher“, „Cuach“ und bezeichnen eine Art flache Trinkschale mit zwei Griffen rechts und links. Frühe Formen wurden aus Holz, später aus Stein, Horn und dann aus Silber und/oder Glas gefertigt. Letztere oftmals reich verziert oder graviert. Entstanden ist der Quaich wohl in den Highlands, wo er im späten 17. Jahrhundert in den großen Städten Edinburgh und Glasgow vor allem für den Genuss von Whisky, und in der „besseren Gesellschaft“ für Brandy gereicht wurde. So servierte Sir Walter Scott seine Drams der Historie nach in Silber-Quaichs. Heute findet der Quaich manchmal noch als Trophäe gerade bei traditionellen Veranstaltungen wie Highland Games Verwendung, bei den Commonwealth Games 2014 in Glasgow reichte man beispielsweise den Gewinnern Quaichs als Geschenk.

Whisky-Genuss heute

Heutzutage werden ausschließlich Gläser für den Genuss von Whisky verwendet, doch damit endet eigentlich auch schon die Einigung auf einen „Standard“. Es haben sich über die Zeit eine ganze Reihe sehr unterschiedliche Formen Whisky-Gläser entwickelt, jede Form hat ihre Liebhaber, jede ihre Vor- und Nachteile und jedes Glas ist immer im unmittelbaren Zusammenhang mit dem zu verkostenden Whisky zu sehen.

Das Tulpen-förmige Glas

Auch Nosing-Glas genannt, im Englischen „Copita-Style Glass“ oder „Dock Glass“. Entstanden ist dieses Glas aus den traditionellen Probier-Gefäßen für Sherry in Spanien.

das Tulpen-förmiges Glas auch Nosing-Glas genannt im Englischen „Copita-Style Glass“ oder „Dock Glass“

Die englische Bezeichnung „Dock Glass“ rührt von seinem Einsatz der Kaufleute am Hafen, wo das Glas bei der Verkostung von Wein und Spirituosen vor Ort an den Schiffsdocks tagtäglich zum Einsatz kam.

Tulpenförmiges Glas auch Nosingglas (Foto: whiskyworld)

Gekennzeichnet ist diese Glas-Form durch ihren hohen Stiel, auf dem ein bauchiger Kelch sitzt, der sich Tulpen-förmig nach oben hin verjüngt und einen schmalen, nach außen gewölbten Trinkrand trägt. Der lange Stiel hält die Hand mit all ihren eventuellen Gerüchen weg von der Öffnung des Glases. Der weite Bauch bietet dem Whisky genügend Raum und damit die Luft, die er braucht um sich langsam in seiner Fülle zu entfalten. Die Kaminartige Verjüngung fokussiert dabei die frei werdenden Aromen in der Mitte des Glases und lässt sie konzentriert über den nach außen gewölbten Trinkrand aus dem Glas gleiten.

Netter Nebeneffekt: es schmiegt sich angenehm in die Hand, möchte man den im Glas liegenden Whisky ein wenig erwärmen, unterstützt durch die hauchzarten Glaswände.

Dieses Glas ist nicht umsonst DAS Glas der Master Distiller, Whisky Blender und Enthusiasten.

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Das “Glencairn” Glas

In seiner Form ähnelt sein Körper ganz stark dem des Tulpen-förmigen Nosing-Glases. Großer Unterschied dazu ist allerdings der gedrungene Standfuß des „Glencairn“, durch den der lange Stiel des Nosing-Glases ersetzt wurde. Er macht dieses „Glencairn“ Glas robuster, und damit zu einem in den Brennereien oder auf Messen häufig zu findenden Glas für Degustationen.

Glencairn Glas (Foto: whiskyworld)

Auch für dieses Glas gilt das bereits für das Tulpen-förmige Nosing-Glas gesagte: Der weite Bauch bietet dem Whisky genügend Raum und damit die Luft, die er braucht um sich langsam in seiner Fülle zu entfalten. Die Kaminartige Verjüngung fokussiert dabei die frei werdenden Aromen in der Mitte des Glases und lässt sie konzentriert über den nach außen gewölbten Trinkrand aus dem Glas gleiten. Auch das „Glencairn“ Glas schmiegt sich angenehm in die Hand, möchte man den im Glas liegenden Whisky ein wenig erwärmen, unterstützt durch die hauchzarten Glaswände.

 

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Der Whisky-Tumbler

Im Englischen auch als “Rocks Glas” oder “Lowball” bezeichnet und DAS Whisky-Glas schlechthin, glaubt man der Traumfabrik.

Der Whisky-Tumbler im Englischen auch bekannt als “Rocks Glas” oder “Lowball”

Vor allem unter den Whisky-Trinkern beliebt, die ihren Dram auf einem Stück Eis genießen wollen, oder in Form verschiedenster Cocktails.

 

 

Whisky-Tumbler (Foto: whiskyworld)

Schlicht im Design steht ein solcher Tumbler hervorragend auf dem Tisch oder der Bar, seine weite Öffnung und sein weiter Bauch eignen sich hervorragend zum Mischen von Cocktails und setzen zudem die Aromen eines Whiskys offenherzig frei. Sicherlich nicht für alle Whiskies das Glas der Wahl wenn es um das Nosing, also das Erriechen der Whisky-Aromen geht, dennoch ein absoluter Klassiker unter den Whisky-Gläsern und so mancher Whisky sorgt in einem Tumbler für Überraschungen.

 

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Der Cognac Schwenker

Im Englischen auch bezeichnet als „Brandy Bowl” ist die allererste Assoziation, die zu diesem Glas auftaucht ein dunkel vertäfelter Raum in einem Glentleman‘s Club. „Klasse“ ist das zweite Bild, das erscheint.

Cognac Schwenker von Cardhu (Foto: whiskyworld)

Ursprünglich für die Degustation von Cognac und anderen Weinbränden entstanden, findet dieses Glas heute Verwendung für die Verkostung beinahe aller dunklen, alten Alkoholika im Allgemeinen. Die Form ist meistens so gestaltet, dass der Alkohol auch dann nicht auslaufen kann, hält man den Schwenker waagerecht. Allerdings wird sich so manches Aroma über den kurzen Hals mit seiner weiten Öffnung schnell verlieren.

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Das “Highball” Glas

Als großer Bruder des Tumblers fasst das “Highball” Glas 240 bis 350 ml und ist DAS Glas für Longdrink-Klassiker wie den “Scotch & Soda” oder den „Gin & Tonic“, Erster vor allem in Japan sehr beliebt.

Highball – ein Glas nicht nur für lange Sommerdrinks (Foto: whiskyworld)

 

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Das sogenannte „NEAT“ Glas

Dieses „Naturally Engineered Aroma Technology, NEAT“ Glas ist entstanden aus der fehlerhaften Produktion in einer Glasfabrik. Tests mit diesem seltsam geformten Trinkgefäß zeigten bald, dass es eine ganze Reihe wichtiger und neuer Eigenschaften im Zusammenhang mit der Whisky-Verkostung besaß. Sein weiter Bauch lädt zum Schwenken ein, die Verdunstung wird intensiviert und die leichteren Alkohole können ob der Kinetik im Glas durch die Halsöffnung zügig entweichen. Damit entsteht mehr Platz für die schwereren Stoffe, die sich mit ihren Aromen in Folge ausbreiten können. Dem Genuss auch höherprozentiger Whiskies ist damit der Weg geebnet.

Was lässt sich also festhalten? Die offizielle Empfehlung für DAS richtige Glas muss folgerichtig lauten:

Alle Gläser sind DAS richtige Glas. Nicht jedes Glas für jeden Whisky, nicht jedes Glas für jeden Whisky-Trinker und nicht jedes Glas für jeden Anlass.

Also was tun? Am besten schaffen Sie sich ein kleines „Gläser-Portfolio“ an, in dem die wichtigsten der unterschiedlichen Glas-Formen enthalten sind: Ein Nosing-Glas, ein „Glencairn“ Glas, einen Tumbler und als Zuckerl eventuell ein „NEAT“ Glas. Und dann reihen Sie Ihr Glas-Portfolio nebeneinander auf und füllen den gleichen Whisky in immer der gleichen Menge in die unterschiedlichen Gläser. Ich garantiere Ihnen, Sie werden staunen.

Slaìnte!